Wendeltreppen.

Guten Abend.

Man mag es nicht glauben, aber es ist anstrengend zu passen. Wenn gelacht und gefeiert wird, sollte man dasselbe tun und wenn gestritten wird, sollte man miteifern, wenn eine sachliche Diskussion ansteht sollte man auf emphatische Ausbrüche verzichten. Ich habe diese Merksätze verinnerlicht. Ich könnte es vermutlich nicht ertragen, die Blicke bei einem gewaltigen Stilbruch auf mich gerichtet zu sehen. Überhaupt habe ich Angst vor Blicken, die mir bedeuten, ich habe die Erwartungen nicht erfüllt, es überschwemmt mich mit einer unangenehmen Peinlichkeit, mit einem Gefühl des Schwebens ohne Boden, wenn ich entsetzte Gesichter auf mich gerichtet sehe, wenn eine Situation eingetroffen ist, die man noch nie geprobt hat.
Doch manchmal da kann man nicht mehr. Dann wird die Angst, es könnte etwas sein, was nicht sein darf, weil es nicht passt, weil es eine furchtbar ungewohnte Situation hervorrufen würde, zu groß. Dann überkommt einen ein Schwindel, ein Sog, als würde man eine Wendeltreppe hinunterfallen, immer tiefer, den Blick nach unten gerichtet. Man verliert den Boden unter den Füßen und verspürt die fieberhafte Panik, die einen daran hindert normal weiter zu machen. Bis man alles endlich und schließlich verdrängt hat. Abschieben, abschieben, das ist die Devise des heutigen Tages, der letzten Woche, des letzten Monats, abschieben, abschieben.

Guten Abend.

leuchtet man erzählt
leuchtet man gereimt
leuchtet man im nachtgespräch
leuchtet man mit bild
tagsüber
Und sonst.
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