leuchtet man gereimt

Der Alte

Als neulich der Verschrumpelte
mich beinah überrumpelte,
bergauf, straßquerwärts humpelte,
mit seinem Koffer rumpelte,
da sah ich, was man munkelte:
Sein Augenzwinkern funkelte.

Und morgen auf der Titelseite:
Was schwache Herzen noch erregt,
- was hat den Alten wohl bewegt?
Plakate auf der Litfassäule:
Was so pulsierend Leben weckt,
- was hat sich noch in ihm versteckt?

Ob er wohl wusste, dass:

die Leute lange grübelten,
es ihm sodann verübelten,
und mürrisch Hemden bügelten,
den Eifer kaum noch zügelten
auf seinen Sarg Sand hügelten,
weil Klatsch und Tratsch beflügelten.

Sag einer noch, man sei hier allein.

Der Strom.

Weisst du,

Ich schwimme ohne zu denken mit im Strom,
sie fragen, woher er kommt - Wind, Wasser, Atom..
Ich weiß es auch nicht, wünscht' nur er wär stark genug.
Möchte mich nur treiben lassen, gleiten wie im Segelflug.

Warum, sag mir, sind auch alle in Eile?
Sie rasen, sie keuchen - gegen die Langeweile?
Da vorne scheint es wirklich heller zu werden.
Ein Ziel? Gott - ich glaub nicht an Ziele auf Erden.

Und dennoch sie ziehen an mir vorbei,
Sie rennen und stampfen und fühlen sich frei - dabei..
war mein Vergnügen nicht gespielt beim Treiben,
ich will doch nur nicht alleine bleiben.

Die Unsicherheit steigt im Höhenflug,
Es ist doch der Wind, bermerkte ich vielleicht zu klug.
Ich genieße die Momente, wenn sie überholen,
mich verwirrt betrachten, grüßen, jauchzen und johlen.

Sekunden sind mir nicht lange genug.
Mir reichen nicht die Saltos im Höhenflug.
Ich will ewig hier schwimmen mit der Masse drum rum,
es ist schön, wenn er überholt, aber die Zeit ist bald um.

Warum auch heißt das "Nicht-wie-ihr-sein"
auch gleichzeitig ein "Du-bist-allein"?
Wo rennt ihr denn hin, in unbestimmte Ziele?
Ich lach nur, denn Ziele gibts zum Zählen zu viele..

Der Sprachsinn

Sag mal,

Warum können wir Weltwunder bauen
und träumen nur die Wunderwelten?
Warum braucht man zum Schildern nicht Schilder,
wie können Rostbraten nur als rostfrei gelten?

Warum kann sich der Stier zwar bäumen,
aber der Baum bestimmt nicht zurückstieren?
Warum kann man mit Saum zwar was säumen,
aber mit Hohn bestimmt nichts honorieren?

Warum wird man sich im Ruhestand zur Ruhe setzen,
im Vorsitz aber über den anderen stehen?
Warum muss der Auflauf in der Terrine liegen,
während beim Aufstand die Menschen auf die Straße gehen?

Warum fühlen wir uns bei Nebel nicht benebelt
und sind bei Sonne oft unbesonnen?
Warum gibts auf einem Gutshof auch Schlechtes
und warum haben die Schwachen Kraftwörter ersonnen?

Warum tragen Bäume wohl Kronen
und warum schlagen Menschen Wurzeln?
Warum können Fenster nicht schau'n
und warum können Bäume nicht purzeln?

Warum können wir im Kaufhaus nicht Häuser kaufen
und warum in der Bootswerft nicht Boote werfen?
Wollen Sie nicht mit mehr Wunderwelten bauen,
schon ganz alleine, weil diese Fragen nerven?

Die Leinwand.

Die Leinwand - Das Leben

Eine Leinwand, die im Kino hängt,
Hat Flecken und Nähte drauf,
Ist aber dennoch perfekt.
Die Spule aber ist wieder defekt.
Es geht nicht mal ein Leerlauf,
während die Leinwand noch alle Bilder fängt.

Nun endlich doch der Film beginnt.
Die roten Sessel sind bequem,
Gar wichtiger als der Filmverlauf,
Aber die Karte war ein guter Kauf,
Denn nun beginnt was zu gescheh'n,
Und ich merke doch, dass was nicht stimmt.

Und wo ist jetzt der Sesseln hin?
Du auch? Bist du auch plötzlich drin?
Schöne Bilder, sich bewegend,
Kommend, gehend, vor allem schwebend -
Schneller Farbenwechsel - Schnitt -
Kommst du noch mit?

Graues Licht scheint bedrohlich,
Und für dich dagegen fröhlich?
Hat das hier denn nicht Bedeutung?
Ist das Motto hier Verwirrung?
Rot und Gelb mich bestürzend?
Mich hingegeben wirkt es würzend!

Denkst du auch, du musst mal raus?
Wo denn? Wohin? Nach haus?

"Kein Ausgang, nicht,
Nur im Film bist du ein Gesicht.
Spiel mit, bleib drin,
Verlier doch nicht, gewinn.
Später doch gefällt es dir,
Wie den andren und auch mir.
Glaube mir, es ist nicht so wirr."

Welche Leinwand?

Vom Ski mit Puderzuckerkonsistenz

Ein Wintergedicht

Einst schickte Holle schnell und wild
Viel Schnee mit Puderzuckerkonsistenz
Und formte ein gar schönes Bild
Dem Sommer eine Differenz.

Ein Menschlein musste dennoch fort
Vom kuschlig zugeschneiten Heimchen
Und nicht - wie sonst - zum Wintersport
Doch um das Dörflein zu erreichen.

Den Räumdienst, ja, den gab's noch nicht,
So trat er dann ganz tiefe Löcher
In die dicke Zuckerschicht,
Stapfte, stampfte noch und nöcher.

Die Menschen auf dem großen Berge
Freuten sich sodann,
Da nach diesem großen Werke
Der leichte Teil für sie begann:

Der vorgestampften Spuren nur
Musst' man sich bedienen,
Wie ein Eisenbahnzug fuhr
Auf den sichren Eisenschienen.

Bequem war es doch allemal,
Doch mit fortgeschritt'ner Zeit
War'n die Spur'n nicht mehr normal:
Viel zu tief und viel zu breit!

So nahm das Schicksal seinen Lauf:
In die Löcher fielen Leute,
Kamen dann nicht mehr herauf
Und verweilen so bis heute

Sie sehen nicht die Außenwelt,
Können nur ihr Loch erkunden,
Hoffen, dass kein Schnee mehr fällt
Und Hinz hat längst den Ski erfunden.

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