Donnerstag, 14. Februar 2008

Das Moos, der Weg und das Plateau.

Guten Abend.

Prima, jetzt stehe ich hier oben. Einst da stand ich eben in dem Innenhof. Kennen Sie den? Es ist dieser Innenhof dessen Backsteinfugen gräuliches Moos verschönert, das sich am Ende des roten Pflasters mit den Teerausbesserungen an den Hauswänden emporzieht, dessen weißlicher Putz in ganz unregelmäßigen Abständen der Mauer schon zum Abschied gewunken hat. Es ist dieser Innenhof, zu dem die Fenster tags und nachts mit gelben Vorhängen vor dem nicht vorhandenen Sonnenlicht schützen oder doch vor den Blicken eines Moosbewunderers und auch wenn sich einmal in einer geheimnisvollen und nie recht ernst gemeinten Geste ein Stück Gelb wie zufällig bewegt, um in einer unverschämten Freiheit den Blick in ein Zimmer freizugeben, sah man nur einen verklebten Karton oder einen von diesen orangenen Plastikstühlen wie man sie vor 30 Jahren hatte.
Ich dachte damals die Treppe sähe wohl jeder, der jemals in diesem Innhof verweilte, warum auch nicht? Warum sollte auch nicht jeder hier verweilt haben? Natürlich bestieg ich sie, warum auch nicht? Würde nicht jeder diese Treppe emporsteigen, der sie sieht? Warum sollte auch nicht jeder sie sehen? Auf der 2578. Stufe angekommen konnte ich endlich mein Ziel erblicken, es war ein Plateau und alle Menschen, die es wohl gab, standen darauf. Entzückung breitete sich in den Stufen unter mir aus, die die Härchen auf meinem linken Zeh aufstehen hießen. Wie schön zwang ich mir zu denken, endlich sollte ich das Ziel Gesellschaft erreichen. Ich ging eben weiter, warum auch nicht? Würde nicht jeder weitergehen?
Heute sehe ich es. Das Plateau liegt ein ganzes Stück unter mir. Ich weiß nun, weshalb mir auf meinem Weg selten jemand begegnete, ich war nicht auf dem Weg zum Plateau mit wohl allen Menschen drauf. Die Wenigen hier hielten mich aber für eine optische Täuschung, die sich wohl auf dem Plateau befindet, denn so sehe ich wohl aus. Fatal. Auch wenn ich wieder abwärts gehe, werde ich nie das Plateau erreichen. Fatal. Vielleicht treffe ich bezeiten jemanden, der mich erkennen wird.
"Entschuldigen Sie! Warten Sie doch, ja, Sie! Ich bin keine optische Täuschung, es ist nämlich so, dass ich eben gar ni..."
Oder auch nicht.

Guten Abend.

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