Donnerstag, 26. Juni 2008

Rosina.

Guten Tag.

Damals als ich ein wenig im Kindergarten arbeitete hieß sie Rosina. Das tut sie ja nun immer noch. Der Name ist wohl auch das einzige, was wir behalten, wenn sich all unsre Zellen schon erneuert, unsere Gedanken verändert, unsere Gefühle gewürfelt, unser Gewissen umgekippt und unser Geschmack vertauscht haben, dann haben wir immer noch den Namen. Rosina geht mittlerweile schon zur Schule und trägt jeden Donnerstag zur Mittagszeit, wie wir sie hierzulande definieren, einen großen Stapel Wissen mit nach Hause. Sie sieht mich derzeiten mit sehr großen Augen an und erinnert sich, obwohl es doch viele Tage und gar zwei Jahre her ist. Rosina ist sicherlich ein intelligentes Mädchen und das Mädchen, das ich damals trösten wollte, als sie weinte, da sie ihre Haarspange verloren hatte. Es war ja die Erzieherin, auf welche ich so eine Wut hatte, als sie dazwischen kam und zu Rosina sagte, sie solle sich nicht so anstellen, es sei nur eine billige Spange gewesen, die man an jeder Ecke kaufen könne. Es war diese Wut, die langsam an meinem Halsinneren nach oben kroch, als die Erzieherin mir erklären wollte, wie sensibel und unreif das Mädchen doch sei, noch so schrecklich unfähig. Wenn es mich nicht traurig stimmen würde, wenn Menschen solche Dinge sagen, hätte ich sie angeschrien. Natürlich habe ich mein kleines Ich, das heißt den Menschen, der damals eben meinen Namen trug, in Rosina gesehen und die Wut, das war die Wut, auf all die Menschen, die ständig posaunen, man müsse posaunen, mit Trommelwirbel durch die Welt brüllen, Fahnen schwenken, wenn man Berge erklommen habe, da man sonst untergehe. Ich schwimme aber und nie habe ich auf die Trommel geschlagen. Rosina wir auch nie auf die Trommel schlagen und das ist auch gut so.

Guten Abend.

leuchtet man erzählt
leuchtet man gereimt
leuchtet man im nachtgespräch
leuchtet man mit bild
tagsüber
Und sonst.
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