Mittwoch, 2. Juli 2008

Fingerhüte und Eimer.

Guten Abend.

Damals, als sich mein Kopf insgesamt noch weiter unten befand, als ich mich noch nicht bücken musste, um durch das Schlüsselloch Dinge zu beobachten, die ich mittlerweile vergessen habe, damals also, da hatte ich noch einen großen Eimer. Dieser Eimer war sicher etwas rostig und vielleicht hatte er auch Löcher, deren fransiger Rand sich mit den Rändern der anderen Löcher bald einmal treffen wollte, aber sie sind mir nie aufgefallen und damit war der Eimer insgesamt doch sehr schön. Der grünliche Griff, der sich nur ungern und äußerst schwerfällig bewegt hat, lächelte mich immer sehr freundlich an und ich dankte ihm sein Dasein, indem ich mich tag und vormittag nur ihm widmete. Ich wusste ja, dass die Putzmittel ihn nur wegätzen würden, den angerosteten Freund, also schüttete ich regelmäßig mein Herz hinein und das hielt ihn zusammen, weil das Herz damals auch noch sehr stabil war. Wahrscheinlich war der Eimer gar nicht groß, aber das tat nichts zur Sache, denn in meinem Herz tummelten sich auch noch wesentlich weniger verworrenes Wirrwarr und Knäuelhaufenfäden als jetzt. Ich habe es damals nur still beobachtet, als man mir den Eimer wegnahm und einen Fingerhut aufstellte. Es war auch einer aus kariertem Stoff. Ich hatte nie protestiert und dann gelitten. Jetzt erst aber offen und zugegeben gelitten. Und das war mein Protest, das war meine Rache und mein Zurückschlagen im Stillen, weil ich die Unverschämtheit besessen habe an dem widerlichen Fingerhut zu leiden, jetzt, da keiner mehr daran dachte, schon gar nicht die, die den Eimer jetzt haben. Niemand und ich habe protestiert jetzt und das ist unverschämt und meine Rache. Danke.

Guten Abend.

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