Freitag, 21. Dezember 2007

Der Übermut.

uebermut
Er steht auf einem Hügel, weitab der großen Straße, weitab der letzten Siedlung, weitab eben. Die tiefstehende Sonne verleiht dem Lande einen angenehmen Schimmer, der die Wirklichkeit in eine trübe Unsicherheit zu verzerren scheint und doch durch eine ergreifende Harmonie besticht. Die Wiese weist alle Schattierungen der Farben auf und zieht diese in endlos langen Teppichen über die ungleichmäßigen, nie zu ermessenden Krümmungen der Erde. Wie riesige Wellen, welche in langsamen, unrhythmischen Bewegungen dahingleiten ohne zu verschwinden, legen sich die Felder auf den Grund, in immer anderen Formen und Farben und doch einheitlich, wie aus einem Guss, als wäre alles gewollt, nichts dem Zufall überlassen, ein Ausmaß der Perfektion, dem Menschen unbekannt. Sie nehmen überhand, als mächtige Wogen, nichts was man dem entgegensetzen könnte, wozu aber auch keine Notwendigkeit zu erkennen ist. Denn alles ergibt einen Sinn, einen Sinn im Einswerden mit den Unendlichkeiten, welche nicht davor zurückschrecken, das Unvollendete in sich aufzunehmen. Es ist ein Spiel, welches nur einmal gespielt wird, von seiner Seite aus und unendlich oft von anderer. Eines, auf welches man sich einlässt ohne nachzudenken, ohne einen Widerstand aufkommen zu lassen, denn wenn die Überlegenheit zu überwältigend ist, so ist alles gleich, so vergisst man all eigene Kraft. Er versinkt in unbeschreiblichen Tiefen, verbindend mit den Perfektionen der Wellen, der Farben, der Töne, einswerdend mit all der Unendlichkeit. Man kann nicht mehr unterscheiden, wo Mensch endet, wo Natur beginnt. Die vollendete Verschmelzung hat eingetroffen, bevor sie begonnen hat. Ein Wesen im Wahnsinn zu erstreben, was man nur unter gänzlichem Aufgeben zu erreichen in der Lage ist, hat aufgegeben. Seine Gesichtszüge gehen über in die Muster der Baumrinden, seine Hände in die Blätter der Eichen, die Muskeln erschlaffen, um zu reinster Erde zu zerbröckeln, Würmer und Schnecken in sich aufnehmend, Lebensraum bietend, selbst zugrunde gehend. Seine Füße, seine Beine geben wunderschönen Blumen Halt, sie ernährend, sie aufziehend in unendlicher Schönheit. Die Augen, welche sich schließen, gehen unter in den Weiten des Erdreichs. Ein Herbst - eine Zerstörung. Alles verblüht und verwelkt. Alles Leben geht zuende. Eine Scheinharmonie findet ihren Weg in einer durch ihre Kurzlebigkeit bestechenden Sackgasse, welche nur die eine Richtung kennt. Ein lächerlicher Akt des Wesens. Ein Verspotten sei ihn das einzig Gebührige. So kann er doch nicht eins werden mit der Perfektion, wenn er selbst gleiche immer verhindern werde. So ist er doch nur gestorben auf einem Hügel weitab der großen Straße.

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